HR Software
Wer sieht da noch durch?
Wir stehen für Digitalisierung in HR, aber manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Klar, es gibt die ganz großen HR-Anwendungen wie Workday, Oracle oder SAP / SuccessFactors, aber inzwischen schießen HR-Anwendungen wie Pilze aus dem Boden. Die Anzahl geht inzwischen in die Tausende. Selbst als Experte muss man des Öfteren sagen: "Tut mir leid, von dieser Applikation habe ich noch nie etwas gehört. Die kenne ich nicht." Ist das fatal? Nein! Es wäre eher fatal, zu behaupten, man würde alles kennen und dann falsch beraten. Daher schauen wir uns, die für uns unbekannte Applikation genau an, bevor wir eine Wertung abgeben.
Versuchen wir uns mal einen Überblick zu verschaffen:
Die großen HR-Suiten haben wir oben genannt. Dabei fällt ein Punkt deutlich auf:
- Workday, Oracle und SuccessFactors verfügen über keine funktionierende deutsche Payroll. Das ist interessant, da sich alle seit Jahren daran versuchen, aber keiner bisher erfolgreich war. Warum das so ist, liegt auf der Hand. Das Software-Unternehmens Alight erhebt den Global Payroll Complexity Index (GPCI). 2023 liegt Deutschland hier auf Rang zwei der 40 Länder mit der höchsten Komplexität der Payroll, direkt hinter Frankreich.
Größere Unternehmen setzen bei der Payroll in Deutschland seit Jahren auf SAP-HCM oder auch PAISY, im Bereich der KMU’s hat die DATEV die Nase vorn. Interessant zu beobachten wird sein, wie sich der neue Marktteilnehmer Personio in diesem Bereich entwickelt. Wobei Personio wohl eher für kleinere und mittlere Unternehmensgrößen in Betracht kommt.
Neben den genannten großen gibt es ein paar weiterer Payroll-Anbieter, die oftmals auch weitere HR Funktionen integriert haben. Häufig sind es Recruiting und Learning Funktionen.
Sprunghaft steigt die Anzahl an Anbietern, die eine Spezialisierung haben. Ganz vorn mit dabei sind Anwendungen im Bereich Recruiting, Talent, Kompetenz und Learning. Hier gibt es auch ein paar Platzhirsche wie Softgarden oder d.Vinci. Tatsächlich ist der Markt in diesem Umfeld sehr breit aufgestellt.
Neben den reinen funktionellen Aspekten rücken im Rahmen von Digitalisierungsstrategien auch Funktionen zur Gestaltung digitaler Workflows und digitaler Self Services in den Fokus.
Die meisten HR-Suiten bringen entsprechende Technologien mit. Aber! Ein Großteil dieser internen Worklflow-Systeme funktionieren leider nur im Kernsystem - nicht systemübergreifend. Ein Unternehmen mit nur einer HR-Applikation ist in den seltesten Fällen anzutreffen. In unserem Arbeitsalltag treffen wir häufig auf einen ganzen Anwendungspark - und auf die damit verbundenen Schwierigkeiten. Diese verursachen Stress und trüben die Employee Experience. Toll wäre es, wenn Mitarbeitende, Führungskräfte und auch die Mitbestimmung einen zentralen Zugriffspunkt für HR Themen vorfinden könnte. Eine übergreifende Process Engine würde die verschiedenen Applikationen miteinander verbinden können. Inzwischen gibt es auch hier schon verschiedene Anbieter. Ein großer Vorteil solcher Technologien ist, dass Daten innerhalb von Prozessen systemübergreifend genutzt werden können. Digitale Workflows machen also nicht an Systemgrenzen halt. Die Process Engine würde die Systeme miteinader verbinden und einen effizienten Workflow garantieren. Ein deutliches Plus für die Endnutzer.
Wir kooperieren hier mit der ESCRIBA AG und nutzen momentan in mehreren Kundenprojekten die ESCRIBA Compliance & Agility Platform (ECAP). Neben der Möglichkeit digitale Abläufe systemübergreifend zu gestalten, bietet diese Plattform auch die Möglichkeit Prozesse ohne tiefgreifendes IT-Know How auf der Plattform durch den Fachbereich anpassen und neu erstellen zu lassen.
Wir sehen hier vor allem einen großen Vorteil: Man kann diese Technologie nutzen, ohne dass man die vorhandene IT-Infrastruktur ersetzen muss. Es ist möglich Systeme miteinander zu verbinden und ggf. vorhandene Lücken zu schließen. In Teilen kann man auch Applikationen ablösen, die nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen. Also ein hoch flexibles Werkzeug, dass den Anforderungen einer modernen IT-Infrastruktur gerecht wird.
Die Projekterfahrung zeigt aber auch hier, dass eine gewissenhafte Konzeption ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist. Man kann sonst mitten im Galopp auch ganz schnell auf unerwartete Hindernisse stoßen.
Auch wenn die Anbieterlandschaft immer komplexer wird, sind wir davon überzeugt, dass die Nutzer digitaler Tools sich einen möglichst hohen Grad an Integration in ihren täglich genutzten Anwendungen wünschen. Es wird spannend zu beobachten sein, welche Entwicklungen hier noch auf uns warten. Entscheidend für erfolgreiche Digitalisierungsprojekt ist aber auch, die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzer möglichst gut zu kennen. Es ist klar, dass auch in diesem Bereich keine Pauschallösung zu finden sein wird, die für jedes Unternehmen passt. Es ist immer auf die Besonderheiten der Unternehmen Rücksicht zu nehmen, wenn entsprechende Lösungen entwickelt werden.
Zum Thema Digitalisierung in HR werden wir noch im März ein Whitepaper zur Verfügung stellen.